Einmal Frankreich und zurück...

Donnerstag, 25. Februar 2016

Meine erste Begegnung mit diesem Land hatte ich im Alter von 12 Jahren. Nungut, es ging eher nur um die Sprache...aber gehört ja auch dazu. Es war kurz vor Beginn der Sommerferien und wir sollten uns für eine zweite Fremdsprache entscheiden. Zur Wahl standen Russisch, Französisch und Latein.
Russisch stellte definitiv keine Option dar. Meine Tendenz ging ganz klar zu Latein. Eine Diskussion mit meinen Eltern führte nun aber dazu, dass ich keine tote Sprache lernen sollte, würde sie doch a) nicht mehr gesprochen und b) wollte ich ja keine Ärztin werden (im Nachhinein betrachtet wäre ich bestimmt eine echt gute Ärztin geworden - oder vllt eher Pathologin). Irgendwas in mir sträubte sich aber wahnsinnig gegen die Französische Sprache, sodass ich noch am letzten Schultag das Kreuz auf dem bereits unterschriebenen Zettel meiner Eltern mit einem Tintenkiller entfernte (gibt es die Dinger heutzutage eigentlich noch???) und ein dickes fettes Kreuz bei Latein hinsetzte. Nicht nur, dass die meisten meiner Freunde sich für Latein entschieden und ich gerne in dieser Klasse gewesen wäre, irgendwas faszinierte mich an dieser Sprache.
Es folgte ein Urlaub auf Mallorca (wie die weiteren 5 darauffolgenden Jahre auch), die üblichen Reitausflüge und Besuche bei den Großeltern...und das Ende der Sommerferien rückte näher. Je näher es kam, umso größer wurde mein schlechtes Gewissen. Es gibt wirklich sehr wenige Dinge in meinem Leben, die ich im Nachhinein ändern würde und ich glaube das wäre tatsächlich eine Sache: Ich erzählte meinen Eltern von meiner vorgenommenen Änderung.
Es gab 1. mächtig Ärger und 2. einen Anruf in der Schule der dazu führte, dass ich mit sofortiger Wirkung Mitglied der Französischklasse wurde.
Ab dem Zeitpunkt war das Ende quasi Absehbar. In der ersten Französischstunde fragte uns die Lehrerin, wieso wir uns denn für ihr Fach entschieden hätten. Meine Hand schnellte in die Höhe: "Ich wurde von meinen Eltern gezwungen." sagte ich. Damit war das Verhältnis zwischen der Lehrerin, mir und dieser Sprache ziemlich klar. Die meiste Zeit der Stunden verbrachte ich mit Näseln und Quieken und nichts kapieren...oder gleich vor der Tür, weil ich mich lieber mit Liebesbriefen für den süßen Typen aus der Lateinklasse beschäftigte.
Mein Lieblingstag der Woche wurde der Freitag. Die 6. und 7. Stunde hatte die Lateinklasse noch Unterricht, ich jedoch schon nach der 5. Schluss. Der Zufall ergab, dass ich mich super mit der Lateinlehrerin verstand und ich an ihrem Unterricht freiwillig teilnehmen durfte. Wie sollte es anders sein, ich wäre die beste Schülerin der Klasse geworden.... So hingegen blieb mir leider nur die 5 in Französisch, ein eventuelles Sitzenbleiben oder der Schulwechsel.
Ich entschied mich für letzteres und hatte von Frankreich erstmal genug.

Einige Jahre später, zu meinem 18. Geburtstag bekam ich eine Reise nach Disneyland Paris geschenkt. Für alle, die mich etwas kennen, JAAAAAA ich hatte zwei mega geile Prinzessinnentage und ich will da unbedingt wieder hin! Und warum zur Hölle gibt es diese Kleider nur bis Größe 158????? Drei Tage Paris waren geplant, der letzte für Sightseeing. Ich gab der Stadt eine Chance, war es doch die Stadt der Liebe, dem Eifelturm und der schönen Frauen, wie man sagt.
Ich glaube ich war nie enttäuschter von einer Stadt. Die schönen Frauen würde ich wohl bis heute vergeblich suchen (sorry, ich weiß da hat jeder einen anderen Geschmack...aber ich war echt enttäuscht...), den Eifelturm fand ich ebenfalls unspannend und als ich vor Notre Dame stand dachte ich nur: Wieso ist das so klein????. Ich war also wenig angetan von Paris, den Menschen...Disneyland war toll, aber ansonsten...nunja.

Seitdem habe ich mich mit Frankreich, Französisch oder sonstigem nicht weiter auseinandergesetzt. Das französischste an meinem Leben sind wohl die Yves Saint Laurent Schuhe in meinem Schrank und meine Vorliebe für Audrey Tautou.



Just in einem Moment, in dem ich nach meinem letzten doch recht turbulenten Jahr in Sachen Männer/Beziehung/Dating dem ganzen abgeschworen hatte, steht auf einmal ein französischer Holzfäller vor mir und lies seinen Charme spielen.
Ich denke ja ungern in Klischees, aber das mit den Franzosen..und dem French kiss und dem Liebhaber...(ihr wisst was ich meine) da musste ich doch eine Feldstudie zu betreiben. Außerdem: HOLZFÄLLER!!!! HALLO!?!?!?!?!?

Um nach dieser langen Einleitung nun doch endlich mal auf den Punkt zu kommen. NEIN, ich glaube Französisch bleibt für mich immernoch ein Buch mit sieben Siegeln; NEIN, Franzosen sind nicht die besten Liebhaber auf diesem Planeten; JA, Franzosen haben echt leckeres Essen aber als Veganer hast du da wirklich verloren und JA, wenn du die Sprache des anderen nicht verstehst mag das vllt am Anfang romantisch erscheinen, regt dich aber spätestens dann auf, wenn du nicht mal deinen Lieblingswitz zum besten geben kannst. (man solls kaum glauben, ich bin wirklich manchmal echt lustig - nur halt nicht auf französisch)

Was lernen wir daraus? Hätte ich damals Latein gewählt, wäre ich jetzt wahrscheinlich eine renomierte Pathologin oder Philologin geworden, säße in einem schmucken Endreihenhaus mit einem langweiligen Mann, einem Hund und zwei Kindern.....AHHHH warte kurz... ich glaube Französisch war doch keine schlechte Idee!

Bonne nuit!
Eure Ivy

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